Panaschierte Pflanzen sind bei vielen Pflanzensammlern sehr beliebt. Auch mir haben sie es angetan und in vielen Fällen gefällt mir die panaschierte Form besser als die "originale" Pflanze.
Der Kontrast zum grün ist zauberhaft und jedes neue Blatt ist eine Überraschung, da der panaschierte Anteil kaum vorhergesagt werden kann.
Formen
Panaschierung kann unter anderem in den Farben weiß (beispielsweise bei der Monstera Albo Variegata), gelb (beispielsweise bei der Goldenen Efeutute) und sogar pink (wie bei dem Philodendron Pink Princess) auftreten und ist häufig nicht stabil.
Jede panaschierte Pflanze die ihr kauft, kann prinzipiell wieder vergrünen, denn die Panaschierung ist eine Mutation innerhalb der Pflanze und kann somit auch nicht über Saatgut, sondern in den
meisten Fällen lediglich über Ableger vermehrt werden. Pflanzen deren Panaschierung nicht im Erbgut verankert ist, streben zu einer Behebung des Fehlers, dass
heißt sie erkennen die Mutation als fehlerhaften Teil an und wollen ihn beseitigen - wir nennen das Vergrünen.
Wenige Exemplare zeigen eine stabile oder relativ konstante Panaschierung. Beispielsweise ist meine geliebte Monstera Thai Constellation eine Laborzüchtung, bei der die gelbe Panaschierung stabil im Erbgut der Pflanze verankert ist. Auch die Varianten der Efeutute N´Joy bringen eine relativ konstante Panaschierung zum Vorschein.
Die Panaschierung kann sich über einen Teil oder das gesamte Blatt erstrecken und dabei flächenhaft, gesprenkelt oder in einem bestimmten Muster auftreten.
Weiterhin kann die Panaschierung sich durch die gesamten Schichten des Blattes ziehen oder lediglich einige Schichten betreffen. Beispielsweise die Mint-Panaschierung zieht sich nur durch einige Schichten, somit werden grüne und weiße Blattschichten übereinandergelegt und eine schöne mintgrüne Farbe ist die Folge.
Problematik
Nun wo sehe ich aber neben dem möglichen Vergrünen der Pflanze Probleme? Der panaschierte Bereich der Pflanze kann keine Fotosynthese betreiben, da hierfür Chlorophyll benötigt wird. Über die Fotosynthese versorgt sich die Pflanze mit Nährstoffen und betreibt ihren Stoffwechsel. Dieses Chlorophyll befindet sich aber nur im grünen Bereich der Pflanzen. Somit muss die Pflanze über ihre geringere Grünfläche die panaschierten Flächen mit "versorgen". Daher ist ein zu hoher Weißanteil schlecht für die Pflanze, gerade wenn in den dunklen Wintermonaten sowieso schon weniger Licht für die Pflanze zur Verfügung steht. Rein weiße Blätter sehen für uns wunderschön aus, sind aber für die Pflanze eine Belastung, da sie lediglich als „Ballast“ mitversorgt werden und über kurz oder lang absterben.
So ist es auch mit den extrem stark panaschierten oder sogar komplett weißen Ablegern, die häufig für viel Geld zum Kauf angeboten werden. Der Großteil der Pflanzencommunity warnt vor solchen "schwarzen Schafen": Ihr kauft im Prinzip einen nicht lebensfähigen Pflanzenteil, den ihr ähnlich wie einen Blumenstrauß aufstellen könnt, um euch zu erfreuen. Aber am Ende wird dieser weiße Ableger sterben, ich rate daher vom Kauf ab. Gern könnt ihr selbst mit euren Pflanzen experimentieren, wie hoch der nicht-panaschierte Anteil an einem Ableger sein muss, damit die Pflanze gut wurzelt. Horrende Summen solltet ihr dafür jedoch nicht ausgeben. Gleiches gilt für vergrünte Ableger, die Wahrscheinlichkeit wieder die ursprüngliche Panaschierung zu erhalten ist sehr gering, wenn überhaupt vorhanden. Auch hier gilt, nicht mehr als für einen Ableger der entsprechenden nicht-panaschierten Pflanze zu bezahlen.
Beeinflussung der Panaschierung
Grundsätzlich kann die Panaschierung nicht direkt beeinflusst werden, ich habe jedoch gute Erfahrungen mit hellen Stellplätzen gesammelt. Ich kann jedoch nicht genau sagen, ob die Panaschierung vielleicht an dunkleren Stellen genauso ausgeprägt sein würde. Die Panaschierung ist also nur bedingt durch bestimmte Faktoren beeinflussbar:
Licht
Fakt ist, die panaschierte Pflanze muss über ihren Grünanteil Fotosynthese betreiben, daher ist der panaschierte Anteil im Blatt nutzlos. Die Pflanze muss also, mit weniger Blattfläche mehr Licht einfangen, um die gesamte Pflanze ausreichend zu versorgen. Daher macht es für mich Sinn diese Pflanzen heller zu stellen als ihre nicht-panaschierten Vertreter. Ich regele das über meine Pflanzenlampen oder die Nähe zu Fenster, wobei darauf zu achten ist, den Weißanteil nicht der direkten Mittagssonne auszusetzen. So fahre ich ganz gut und habe bei meinen Pflanzen einen relativ stabil auftretende Panaschierung.
Steht die Pflanze zu dunkel, kann die Panaschierung im Umkehrschluss abnehmen, da die Pflanze versucht, über einen höheren Grünanteil mehr Fotosynthese zu betreiben.
Rückschnitt
Ein Rückschnitt kann bei einer Vergrünung hilfreich sein, denn ein Schnitt bis zum letzten schön panaschierten Blatt, kann die Pflanze zu einem stärker panaschierten Neuaustrieb bewegen. Im Frühjahr werde ich diese Möglichkeit bei meinem Philodendron Burle Marx Variegata anwenden, um diesen zu einem höheren Gelbanteil in den Blättern zu bewegen.
Diese Möglichkeit besteht auch im umgekehrten Fall, wenn die Pflanze zu starke Panaschierung ausbildet und ihr einen höheren Grünanteil anstrebt um die Pflanze zu stärken. Da wird jedoch an einem Punkt mit höherem Grünanteil die Pflanze eingekürzt.
"Fluch & Segen"?
Zusammenfassend sind die schönen panaschierten Blätter sogleich ein Fluch und Segen.
Auf der einen Seite wachsen die panaschierten Pflanzen in der Regel langsamer da sie weniger Fotosynthese betreiben. Weiterhin sind sie oft empfindlicher, was Sonneneinstrahlung, Wurzelfäule, Schädlingsbefall oder Luftfeuchtigkeit betrifft. Als sichtbare Reaktion dieser Empfindlichkeit bildet die Pflanze manchmal unschöne braune Stellen an der Panaschierung aus, diese Unvollkommenheit muss man bei hoher Panaschierung meist akzeptieren lernen.
Weiterhin kann ich ein Lied vom „Selbstmord“ der panaschierten Pflanze singen: Meine Syngonium Albo Variegata schiebt regelmäßig komplett weiße Blätter nach und ich hoffe, trotz dieser Schönheit, bei jedem neuen Blatt auf mehr grün. Geht es so weiter – und die Albo wächst sehr schnell – werde ich um einen Rückschnitt für einen höheren Grünanteil bald nicht herumkommen, um die Pflanze gesund und kräftig in den Sommer zu bringen.
Die andere Seite ist klar: schöne panschierte Muster, die bei jedem neuen Blatt eine Überraschung sind, die verschiedenen „Stufen“ der Panaschierung von mint bis zum komplett reinen Ton oder wunderschön symmetrische Half-Moon-Blätter.
Daher ist es für mich klar: panaschierte Pflanzen bleiben für mich eindeutig an der Spitze der besonderen Urban Jungle-Pflanzen, auch wenn sie manchmal ihre Tücken aufweisen können. Weiterhin faszinert mich die Entstehung von Panaschierung, egal ob künstlich oder natürlich - es gibt immer neues Spannendes zu entdecken und viele tolle Diskussionen in der Pflanzencommunity!
Kommentar schreiben
Simone (Freitag, 15 Januar 2021 14:51)
Sehr schöner Blogbeitrag, sind aber ganz schön Anspruchsvoll diese varigierten Pflanzen, aber wirklich wunderschön.
Maike (Freitag, 02 Juli 2021 10:52)
Vielen Dank für die ehrlichen Worte. Bin selbst auf der Suche nach einer bestimmten panaschierten Pflanze und muss sagen, schon fast schockiert wieviel für ein Ableger (meist noch nicht mal bewurzelt) verlangt wird.
Alles Gute und weiterhin viel Freude mit Deinen Pflanzen
Variegata Fan (Samstag, 19 Februar 2022 15:12)
Vielen Dank für den tollen und informativen Blogartikel!
Sina Kopperschmidt (Mittwoch, 19 Juli 2023 20:38)
Wenn ich jetzt schreibe experimentieren hört sich das komisch an...aber ich dünge meine MDV mit flüssig Silizium und ich hoffe das der hohe Anteil an weiß somit verschont bleibt von braunen Flecken.